Auf dem Graffitistern in den Paderwiesen ist in diesen Tagen ein besonderes Kunstwerk zu sehen. Mit dem Satz „Ein Gespräch kann Leben retten“, wird großflächig auf die Arbeit der Paderborner Online-Suizid-Prävention [U25] hingewiesen.
Deren Bemühungen sind nach einer immer noch prägenden Pandemiephase, dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und der nicht zu leugnenden Klimakrise vielleicht wichtiger als je zuvor. Denn für Jugendliche hat sich das Leben enorm verändert. Eine emotionale Last drückt auf die Stimmung. Die Ergebnisse repräsentativer Umfragen deuten darauf hin, dass die Zahl der Suizide unter Kindern und Jugendlichen zunimmt. Das Beratungsangebot ist jedoch auch in Nöten.
„Wir haben zu viele Klienten und zu wenig Ehrenamtliche“, sagt Judith Gruß vom Caritasverband Paderborn, die die Paderborner [U25]-Gruppe betreut und koordiniert. Zuletzt ist die Zahl der „Peers“, die die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Krisen und bei Selbsttötungsgefahr begleiten, zurückgegangen. Aktuell sind 20 Ehrenamtliche dabei. Weil einige jedoch demnächst aus Berufs- oder Studiengründen nicht mehr zur Verfügung stehen, entsteht eine Lücke. „Der Bedarf ist so groß, dass wir nicht allen gerecht werden können. Unsere Ampel steht oft auf Rot“, bedauert Gruß mit Blick auf das Ampelsystem, das freie Kapazitäten aufzeigt. So werden nun neue Ehrenamtliche im Alter zwischen 16 und 24 Jahren gesucht.
Die werden aber nicht ins kalte Wasser geworfen. In einer insgesamt 32-stündigen Ausbildung wird intensiv Fachwissen vermittelt. Themenspezifische Fortbildungen und die Unterstützung durch Hauptamtliche gehören dazu.
Die Begleitung der Klienten erfolgt anonym per E-Mail. Die Erfahrungen mit diesem niederschwelligen Angebot sind gut. „Das ist eine Begleitung auf Augenhöhe. Die Jugendlichen wenden sich an jemanden, der so ähnlich tickt wie sie selber“, weiß Gruß und verweist auf die Erfahrungen der Peers: „Die sind oft erstaunt, wie viel es den Klienten helfen kann, wenn sie einfach wissen, dass man da ist und sie uns einfach schreiben können“.
Die Zukunft des Angebots ist ein Stück weit ungewiss. Denn die Bundesfinanzierung dieses bundesweiten Projekts mit insgesamt elf Standorten in Deutschland läuft im Jahr 2024 aus.
In Paderborn ist [U25] seit dem Start im Jahr 2015 beim Caritasverband Paderborn angesiedelt. 2019 erhielt [U25] den Bürgerpreis der Bürgerstiftung Paderborn und im Januar 2023 auch den Ehrenamtspreis des Kreises Paderborn. Bei den Aktionen an weiterführenden Schulen wie dem Gymnasium St. Michael, dem Pelizaeus-Gymnasium und dem Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg wurden mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Diese Aktionen sollen fortgeführt werden. Besonders auch in Krisenzeiten.
Über den Caritasverband Paderborn e.V.
Der Caritasverband Paderborn e.V. ist Ansprechpartner für Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen. Unter dem Dach des Verbandes werden 47 Fachdienste und Einrichtungen betrieben. Dazu gehören ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen, Beratungsdienste für Eltern, Kinder und Jugendliche, Suchtkranke, Migranten, verschuldete Personen sowie Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe bis hin zu Offenen Ganztagsschulen.