Die Tour führte zu mehreren sozialen Einrichtungen, die exemplarisch für die sozialen Herausforderungen im Kreis Paderborn stehen – darunter Kinder- und Jugendarmut, Wohnraummangel, Mobilität, Überschuldung, Migration, Altersarmut, sowie der Zugang zu sozialen Leistungen.
In der Bahnhofsmission Paderborn wurde deutlich, wie stark der Bedarf an niedrigschwelliger Hilfe gestiegen ist: „Waren es 2020 noch 50 bis 70 Gäste täglich, die bei uns etwas zu essen und zu trinken erhielten, sind es mittlerweile zwischen 150 und 180“, berichtet Felicitas Kniesburges, Leiterin der Einrichtung. In der Jugendhilfeeinrichtung Haus Widey (SKF Paderborn e.V.) standen die Themen Kinderarmut und Mobilität im ländlichen Raum im Mittelpunkt. Jenniffer Hewisch vom Paderborner Haus der Familie (IN VIA Paderborn e.V.) betonte: „Für viele Ratsuchende ohne Auto ist die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben kaum möglich. Ein bezahlbarer ÖPNV ist unverzichtbar.“
Beim Caritasverband Büren wurde deutlich: Immer mehr Haushalte sind überschuldet. Die Teilnehmenden forderten gezielte Prävention – vor allem für junge Menschen. Der Besuch beim SKM Paderborn schließlich machte die Problematik rund um bezahlbaren Wohnraum und Obdachlosigkeit greifbar.
Dialog auf Augenhöhe: Speed-Datings und klare politische Impulse
Zwischen den Stationen nutzen die Teilnehmenden die Zeit für Speed-Dating-Runden im Bus - ein direkter Austausch zwischen politischen Vertretern und sozialen Fachkräften. Ergänzende Impulsvorträge rückten Migration und Altersarmut in den Fokus. Ein Thema zog sich durch alle Gespräche: die wachsende Bürokratisierung im Hilfesystem. Besonders komplexe, digitale Antragsvertahren für Unterstützungsleistungen überfordern viele Betroffene. Die Forderung nach niedrigschwelligen Zugängen, persönlicher Beratung und klaren Ansprechpartnern wurde mehrfach betont.
Nachhaltiger Dialog statt Einzelmaßnahme
Die Sprecher des Netzwerks, Dominik Neugebauer und Kathrin Jäger, betonten: „Mit der Bustour wollten wir soziale Realitäten sichtbar machen und den Dialog zwischen Politik und sozialer Praxis stärken“. Die Resonanz aus der Politik war durchweg positiv. „Solche Formate sind für uns enorm wertvoll. Der direkte Kontakt mit Fachkräften und Betroffenen zeigt, wo politischer Handlungsbedarf besteht – insbesondere bei den Themen Wohnraum und soziale Teilhabe“, fassten die Kandidat*innen zusammen.
Ein Teilnehmer brachte es abschließend auf den Punkt: „Soziale Gerechtigkeit ist kein abstraktes Ziel. Sie entscheidet sich ganz konkret im Alltag der Menschen. Um gute Lösungen zu finden, müssen wir im kontinuierlichen Austausch mit den Trägern und Betroffenen bleiben.“
Über den Caritasverband Paderborn e.V.
Der Caritasverband Paderborn e.V. ist Ansprechpartner für Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen. Unter dem Dach des Verbandes werden 47 Fachdienste und Einrichtungen betrieben. Dazu gehören ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen, Beratungsdienste für Eltern, Kinder und Jugendliche, Suchtkranke, Migranten, verschuldete Personen sowie Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe bis hin zu Offenen Ganztagsschulen.