
„Gerade in diesen Zeiten, wo soziale Kontakte wieder streng reglementiert sind, kommt der Beratung von Suchtkranken eine enorm wichtige Rolle zu“, betont Veronika Balz von BASS – Beratungsstelle für Alkohol und sonstige Suchtfragen. Denn oft fehlen aufgrund von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit Aufgaben, um dem Tag eine Struktur zu geben. Diese sei aber wichtig, um eine gewonnene Abstinenz aufrechterhalten zu können.
Andererseits gab Corona manchen Menschen mit problematischem Glücksspielverhalten einen wichtigen Impuls, ist sich Eva Engelkamp sicher. Sie ist Beraterin in der Fachstelle Glückspielsucht SPIELFREI beim Caritasverband. „Weil im Shutdown die Spielhallen geschlossen waren, haben sich vermehrt Menschen auf den Weg gemacht und haben den ersten Schritt in die Beratung gemacht.“
Auch in Corona-Zeiten setzen die Sozialarbeiter*innen weiter auf persönliche Gespräche in der Beratungsstelle im Ükern 13. Aber Telefonate sind mittlerweile eine gute Alternative. „Wir profitieren jetzt von unseren Erfahrungen aus dem Shutdown im Frühjahr“, erklärt Mathias Pape; Berater bei der BASS. Hier fanden teilweise auch Gespräche unter freiem Himmel bei einem kurzen Spaziergang statt. Nun möchte man, solange möglich, unter Einhaltung der bekannten AHA Regeln auch die face-to-face Kontakte in den Beratungsräumen weiter stattfinden lassen. Viele Selbsthilfegruppen leiden in der Corona-Krise besonders, weil sie sich wegen der Kontaktbeschränkungen nicht oder nur eingeschränkt treffen dürfen. Aber gerade diese Treffen sind nach erfolgreicher Therapie für viele Menschen wichtige Strukturgeber, können vor Rückfallen schützen und dienen so der Abstinenzsicherung. Bei jeder Sucht handelt es sich um eine chronische Erkrankung, mit der viele Betroffene sich regelmäßig durch den Austausch mit anderen Betroffenen auseinandersetzen müssen, um abstinent bleiben zu können.
Dabei sind die Corona-Einschränkungen nicht die einzige Schwierigkeit, mit der Suchtberatungen zu kämpfen haben. Auch finanzielle Hürden gilt es bundesweit oft zu überwinden. Zum Glück sei dies in Paderborn gut geregelt, wie Balz und ihre Kollegen Eva Engelkamp und Mathias Pape hervorheben und dabei den gesellschaftlichen Aspekt fokussieren. Denn Suchtberatung entlastet auch kommunale Einrichtungen. Impulse zur beruflichen Integration können gegeben werden. Nicht nur Betroffene oder Angehörige, sondern auch Familien erfahren Beratung und Unterstützung bei der Entwicklung neuer Perspektiven bei Suchterkrankungen, wodurch auch Jugendämter Entlastung erfahren.
Die Suchtkrankenhilfe deckt durch ihre Beratungsangebote mit der BASS (Beratung für Alkohol und sonstige Süchte), der DROBS (Drogenberatungsstelle), SPIELFREI – der Fachstelle für Glücksspielsucht und der LOBBY (Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche in Konfliktsituationen) das große Feld der Suchterkrankungen mit Beratungsangeboten ab. Denn Sucht tritt heute in vielen verschiedenen Formen auf: Neben Alkohol, Medikamenten und Drogen stellen die Fachleute fest, dass der Bedarf an Beratung zur Spiel- oder Medienabhängigkeit die letzten Jahre steigend ist.
Besonders wichtig ist den Berater*innen der Caritas ein Aspekt: „Unser Beratungsangebot ist immer zieloffen.“ Die Betroffenen entscheiden, ob das Ziel der Veränderung die Abstinenz oder der kontrollierte Konsum sein soll. Man biete Hilfen an, hier Perspektiven zu entwickeln.
Wie wichtig die Aufgabe der Suchtberatung ist, machen die Klientenkontakte aller Beratungsstellen der Suchtkrankenhilfe deutlich: im vergangenen Jahr wurden knapp 1.600 Menschen aus dem Stadt- und Kreisgebiet Paderborn erreicht.
Aus Anlass des ersten bundesweiten Aktionstags Suchtberatung der Deutschen Hauptstelle für Suchfragen am 04. November bietet die BASS erstmals eine Video-Sprechstunde an. Wer dieses Angebot wahrnehmen möchten, schreibt einfach eine Mail an skh-verwaltungcaritas-pb.de. mit dem Betreff „Videoberatung 04.11.20“. Mathias Pape von der BASS steht an diesem Tag als Berater für ein vertrauliches Einzelgespräch zur Verfügung.