Vor mehr als zehn Jahren trat die Stiftung Lebenslauf mit einem klaren Ziel an: Kindern, die am Rande der Gesellschaft stehen, mit Hilfe des Sports zu innerer Stärke zu verhelfen. Anlässlich ihres Jubiläums hat die Stiftung nun Bilanz gezogen – und die kann sich sehen lassen.
Gemeinsam mit Projektpartnern und Förderern feierte die Stiftung auf dem Paderborner Schützenplatz den zehnten „Lebenslauf“-Jahrgang. „Jahr für Jahr fördern wir eine Gruppe benachteiligter Jugendlicher mit einem vielfältigen neunmonatigen Sportprojekt. Das ist das Herzstück unserer Stiftungsarbeit“, sagte der Gründer und Vorsitzende Carsten Linnemann.
Dass der Bedarf enorm ist, wurde in den drei Diskussionsrunden am Abend deutlich. „Bundesweit wachsen etwa drei Millionen Kinder und Jugendliche in suchtbelasteten Familien auf“, berichtete Dominik Neugebauer, Leiter der Suchtkrankenhilfe unseres Verbandes. Auch im Kreis Paderborn liefen Kinder, die Vernachlässigung oder Gewalt erfahren, oftmals unter dem Radar. „Die psychischen Belastungen für die Kinder haben gerade durch die Corona-Pandemie enorm zugenommen“, ergänzte Ingrid Müller, stellvertretende Leiterin des Kreisjugendamts. „Die Stiftung Lebenslauf ist deshalb ein Geschenk. Denn beim Sport werden Glückshormone ausgeschüttet“, sagte Müller. „Mit dem Verlieren kennen sich die Kids gut aus. Hier erfahren sie, wie es ist zu gewinnen.“
Davon berichtete auch Sebastian Krüger, der sich als Trainer der Kleingruppen engagiert. „Wir trainieren einmal die Woche im Ahorn-Sportpark. Zu den Projektinhalten gehören Laufeinheiten, aber auch andere sportliche Wettkämpfe, erlebnispädagogische Naturerlebnisse und teambildende Maßnahmen.“ Dank einiger Sponsoren könnten die jungen Teilnehmer mit Sportschuhen und Trainingsanzügen ausgestattet werden. Höhepunkt sei die Teilnahme am Osterlauf.
Der frühere Bundesligaprofi und jetzige Co-Trainer des SC Paderborn 07, Uwe Hünemeier, betonte den Wert des Teamgeistes. „Kinder entwickeln sich ungemein in Mannschaften. Das erlebe ich gerade selbst bei meinem Sohn.“ Daran knüpfte Professorin Miriam Kehne, Sportwissenschaftlerin an der Universität Paderborn, an: „Die Erfahrung von Sieg und Niederlage ist sehr relevant für die Entwicklung der Heranwachsenden. Diese Erfahrungen sind übertragbar auf das spätere Leben.“ Am wichtigsten sei es aber, dass Kinder überhaupt in Bewegung kommen. Die Schlüsselrolle für die Entwicklung der Kinder liege aber bei den Eltern. „Das Problem ist, dass gerade die Kinder aus sozial benachteiligten Familien so schwer erreichbar sind. Genau das gelingt aber der Stiftung Lebenslauf durch die Zusammenarbeit mit vielen Partnern“, lobte sie.
Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, sprach dem Kreissportbund Paderborn ein großes Lob für die engagierte Umsetzung der Bewegungskindergärten aus. „Im Kreis Paderborn gibt es schon mehr als 30 zertifizierte Bewegungskindergärten. Dort werden Kinder schon früh in Bewegung gebracht, was sich ungemein positiv auf die motorischen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten auswirkt“, sagte Klett.
Zu Wort kamen ebenso die langjährigen Unterstützer Ralph-Jörg Wezorke, Ute Schöttler sowie Landrat Christoph Rüther und Bürgermeister Michael Dreier. Den längsten Applaus des Abends erhielt jedoch ein Ausnahmeathlet, der eng mit der Stiftung Lebenslauf verbunden ist: der frühere Zehnkampf-Weltrekordler und Olympia-Dritte von 1968, Kurt Bendlin, der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte. Mathias Hornberger, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Lebenslauf, würdigte Bendlin für sein jahrelanges Engagement: „Für zahllose Kinder bist du der leidenschaftliche ‚Patenonkel‘. Die Nachmittage auf eurem Hof mit Bogenschießen, Hinkelstein-Weitwurf oder den legendären Abschlusslagerfeuern werden die Kinder nie vergessen.“