
Zum zweiten Mal nach 2017 hat der Caritasverband Paderborn zu einen Poetry Slam über die Arbeit der Caritas eingeladen. Als Veranstaltungsort hatte der Verband die Herz-Jesu-Kirche gewählt. Thema und Veranstaltungsort lockten mehr als 300 Paderborner in die Kirche am Westerntor.
Kirche, Caritas und die Künstler aus der Poetry-Szene: Das muss nicht zusammenpassen. Wenn man es jedoch so angeht wie der Caritasverband Paderborn, zeigen sich viele Gemeinsamkeiten. Caritas und Poetry Slam teilen die Überzeugung, dass jeder Menschen Respekt verdient. Für die Kirche als Veranstaltungsort hatte sich der Verband entschieden, „weil die Caritas als Teil der Kirche in die Welt hineinwirkt“, wie Vorstand Patrick Wilk betont.
Wie die Caritas das macht, war das Thema der Künstler. Sie hatten in den Wochen zuvor Caritaseinrichtungen besucht, mit Mitarbeitern und Klienten geredet und über ihre Erfahrungen geschrieben. Weil sie unbefangen an ihre Aufgabe gingen, konnten sie der Caritasarbeit neue Perspektiven abgewinnen.
Auch der Ort des Poetry Slams prägte ihre Texte. Der Nachhall im hohen Kirchengewölbe zwingt zur langsamen Rede. Das passte zu den Texten, die durchweg ernste Inhalte transportierten. Ironie und Humor gingen dabei nicht verloren, aber die Beiträge hatten deutlich mehr „Tiefe“ als bei üblichen Poetry Slams, fand auch Szenekenner Karsten Strack, der den Poetry Slam moderierte.
Manchmal waren die jungen Künstler erstaunt vom dem, was sie erlebt hatten, mitunter auch überrascht, oft berührt. So hat Sven Hensel eine Mitarbeiterin der häuslichen Kinderkrankenpflege zu Kindern und Jugendlichen begleitete, die wegen ihrer schweren Krankheiten ohne Beatmungsgerät nicht leben können oder ans Bett gefesselt sind. Das hat ihn ziemlich beeindruckt, was seinem Text anzumerken war.
Miedya Mahmod verbarg ihre eigene Verletzlichkeit nicht, als sie über die Online-Suizid Prävention [U25] berichtete, und das Publikum litt mit Eva Dreier, als die ihren Text über die Arbeit der Pflegeberaterin Sabine Burkhardt-Kropp vortrug und ihre persönliche Betroffenheit dabei deutlich wurde.
Jann Wattjes hat in der „Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit“ mit Verwunderung festgestellt, wie weit die Ausgrenzung von anderen Menschen in den Alltag hineinreicht. „Das Alter ist nichts für Feiglinge“ weiß Alex Paul nach seinem Besuch der betreuten Senioren-Wohngemeinschaft im Pontanus-Carré.
Er hoffe, dass das Wort in seiner Kirche wirke, hatte Pfarrer Thomas Stolz am Anfang des Poetry Slams gesagt. Am Ende konnte er zufrieden sein: Das Wort hat an diesem Abend in der Herz-Jesu- Kirche tatsächlich eine große Wirkung gezeigt.